JuCo-Chronik 1977 - 1986

1977

Zum Jubiläum eine Serenade
Quellfrisches vom Stuttgarter Jugendchor

ImageDie vom Verkehrsamt der Stadt Stuttgart veranstalteten Serenadenabende erhielten durch das Jubiläumskonzert des Stuttgarter Jugendchores zu dessen zehnjährigem Bestehen einen besonders aparten Akzent. Im Hof des Alten Schlosses hatte sich viel Publikum eingefunden. Die rund 60 jungen Sänger unter ihrem engagierten Chorleiter Herbert Bähr sangen so quellfrisch und unbeschwert, daß sie einem Vergleich mit anderen bekannten Amateurchören durchaus standhalten können. Gelegentlich fehlendes Raffinement im Vortrag wurde von der Leuchtkraft der Stimmen voll wettgemacht.

Man hatte geschickt den weitgefächerten Rahmen des Liedgutes in die nostalgische Kulisse eingebaut. Es gab jeweils einen Liedblock von vier Gesängen, zwischen denen das Stuttgarter Mandolinenquintett unter Leitung von Herbert Farke konzertierte. Besonders gefielen uns unter anderem in altitalienischem Dialekt temperamentvoll gesungene Landsknechtsständchen von Orlando di Lasso. Auch das Mandolinenquintett hatte eine mit dem Chorvortrag vortrefflich korrespondierte Stückauswahl getroffen, wenngleich bei leisen Stellen eine Verstärkeranlage hilfreich gewesen wäre. Der feurige Bolero dürfte aber auch den Hinterbänklern ein Hörerlebnis gebracht haben.

Schließlich brachten die jungen Sänger Volkslieder aus Chile, Schweden, England, Frankreich, Schottland und Italien. Durch Sprachstudium wurde es möglich, daß jedwedes phonetische In-der-Spur-Singen vermieden werden konnte. In einer Pause verlas ein Vertreter der Landesregierung die Grußbotschaft des Ministerpräsidenten und übergab dem Chor einen Bildband als Jubiläumsgeschenk. Mit Liedern der deutschen Romantik von Silcher und Mendelssohn beschlossen die Sänger ihr Programm, mit dem sie schon anläßlich der 200-Jahr-Feiern der USA in St. Louis erfolgreich gewesen waren. my (Zeitungsartikel)

 

1978

24. Deutsche-Amerikanische Freundschaftswoche eröffnet

Stuttgart. Mit einem bunten Festakt ist im Stuttgarter Staatstheater die 24. Deutsch-Amerikanische Freundschaftswoche eröffnet worden.

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Der Stuttgarter Jugendchor umrahmte musikalisch die Feierlichkeiten. Von zahlreichen Ehrengästen beider Länder wies der baden-württembergische Ministerpräsident Hans Filbinger erneut auf die Bedeutung der Vereinigten Staaten als Garant für Frieden, Freiheit, Sicherheit sowie die Verwirklichung der Menschenrechte hin. 

Aus der Tagespresse im Mai 78 gefunden im Archiv von Gaby Durchdenwald-Klein.

 

1979

Israel
Im Jahr 1979 war der Besuch Israels der Chorische Höhepunkt. Am 18. August begann die Reise mit der Fahrt nach München. Ausgedehnte Kontrollen im Flughafen zeigten uns, wie groß die Angst der Israeli vor Terroranschlägen war.

Tel Aviv hinterließ als große Industriestadt bei uns keine wesentlichen Eindrücke. Jaffa war schon besser. Im deutschen Viertel probten wir erst einmal in einer Kirche. Ein Besuch beim Deutschen Botschafter in Tel Aviv führte uns vor Augen, wie wichtig unser Besuch in Israel war. Mit unserer Reiseleiterin Miriam besuchten wir dann das Künstlerviertel von Jaffa. Wir fuhren mit dem Bus über die Fabrikstadt Ashdod nach Beer Sheva, wo es, besonders im Hotel, sehr heiß war. Der August ist schließlich auch hier der heißeste Monat. Temperaturen von 40°C sind tagsüber im Schatten in der Negev-Wüste und am Toten Meer die Regel und nachts sinkt die Temperatur kaum unter 25°C.

Für die meisten war dies der erste Kontakt mit einer Wüste und ihren Bewohnern, Beduinen mit Schaf-, Kamel- und Ziegenherden, Zelten und festen Beduinenhäusern mit Sonnenkollektoren. Etwas später kamen wir nach Masada, den bestens geschützten Burgberg des Herodes, der von den Römern mittels einer Schuttrampe erobert wurde. Von dort hatten wir den ersten Blick aufs Tote Meer, dessen erfrischendes Wasser war unser nächstes Ziel. In En Boqeq, dem Heilzentrum für Schuppenflechte, gingen wir ins Wasser. Wie groß war die Enttäuschung, als wir merkten, daß das Wasser etwa 39°C hatte. Wenigstens trug uns das Wasser so gut, wie wir es erwartet hatten. Das Erfrischendste war nach dem Bad die Dusche um das juckende Salz abzuwaschen.

Das nächste Ziel war Jerusalem, tausend Meter höher als das Tote Meer und deshalb vor allem nachts wesentlich erfrischender. Dort besichtigten wir alles Wichtige: Altstadt, Klagemauer, El Aqsa-Moschee, Felsendom, Via Dolorosa, Knesseth. Die nächsten Ziele waren das Jordantal, Jericho und der See Genezareth mit den Golan-Höhen. Am Strand von Netanya stürzten sich alle ins Meer und schwammen inmitten des Mülls, der aus den Abwasserrohren der Hotels direkt ins Meer geleitet wurde.

Die letzten Tage verbrachten wir in dem Moshav Shave Zion, das 1938 von Juden aus Rexingen gegründet wurde. Dieser Ort liegt so nah an der jordanischen Grenze, daß einige von uns durch den militärischen Verkehr und durch ein Flugzeug, das im Tiefflug über die Baumwollfelder donnerte, heftig erschreckt wurden.

Der letzte Ort unseres Israel-Aufenthaltes war der Kibbutz Shefayim, wo wir unser letztes Konzert gaben. Am 1. September flogen wir nach Hause.

Joachim Weiß

 

  

1980

Das Jahr beginnt im Januar mit einem Chorauftritt im Stuttgarter Rathaus. Im April wird Herr Bähr vom Gaupräsident Adolf Haiss geehrt und bekommt die Silberne Chorleiternadel überreicht. Im Mai singen wir beim Kelterfest in Bad Cannstatt. Im Juni eröffnet der Stuttgarter Jugendchor das Landesfamilienfest auf dem Killesberg. Im Juli und August ist der musikalische Höhepunkt des Chores auf unserer großen Konzertreise durch Finnland. Bereits bei unserer Überfahrt auf dem Fin-Jet geben wir ein kleines Konzert. In den Kirchen von Rovaniemi, Mattula, Kajaani und in Tampere singen wir uns in die Herzen der finnischen Bevölkerung und erleben unvergeßliche Konzertauftritte. Auch unser nichtmusikalisches Programm auf dieser Reise begeistert alle Sängerinnen und Sänger.

Im November machen wir uns auf der Chorfreizeit in Erpfingen fit für unser Weihnachtsprogramm. Im Dezember singen wir im Hof des Alten Schlosses am Nikolaustag. Wir beenden das Jahr 1980 mit einem herrlichen Weihnachtskonzert in der Stiftskirche.

Maren Ferchoff-Pillkann, Sopran 1979-1986

 

1981

ImageIn der Hauptversammlung 1981 wurde ich zur 2. Vorsitzenden des Stuttgarter Jugendchores gewählt. Ein sehr ereignisreiches Jahr wartete auf mich. Bei dieser HV wurde auch der Beschluß gefaßt, den Chor ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Bereits im Februar sang der Juco im Rathaus zum Empfang und Abschied von Bundespräsident Karl Carstens und hatte auch eine Rundfunkaufnahme beim SDR. Im Mai waren weitere Rundfunkaufnahmen und, wie schon Tradition, ein Auftritt beim Kelterfest des Gesangverein Harmonie Bad Cannstatt.

Das größte Ereignis im Mai war aber die Veranstaltung der Stadt Stuttgart Partnersingen. Eingeladen waren Chöre aus den Partnerstädten Straßburg, St.Louis, St.Helens, Cardiff, Bombay, Kairo, Menzel-Bourgiba. Aus der Partnerstadt Kairo kamen 62 Mädchen von der Deutschen Schule der Borromäerinnen, und ich erhielt die Aufgabe übertragen, diese Gruppe während des 10tägigen Aufenthalts in der Landeshauptstadt rund um die Uhr zu betreuen. Eine Aufgabe, die mir sehr viel Spaß und Freude gemacht hat. Gemeinsam mit dem Kairoer Chor veranstaltete der Stuttgarter Jugendchor ein Konzert im Hospitalhof und war beim Abschlußkonzert aller Chöre und Gruppen auf dem Stuttgarter Killesberg ebenfalls vertreten.

In diesem Jahr fanden auch drei Hochzeiten statt, die der Chor musikalisch umrahmte, eine Chorfreizeit in Konstanz und eine Wanderung auf die Frickenhofer Höhe. Im Oktober war ein Herbstkonzert zusammen mit dem Sindelfinger Kinderchor im Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle.

Über unsere zukünftige Satzung wurde in einer außerordentlichen Hauptversammlung abgestimmt, und damit wurde der Stuttgarter Jugendchor als e.V. ins Vereinsregister eingetragen und erlangte den Status der Gemeinnützigkeit. Nach verschiedenen Auftritten bei Weihnachtsveranstaltungen im Dezember, u.a. auch das Weihnachtskonzert im Hof des Alten Schlosses, beendete traditionell das Weihnachtskonzert in der Stuttgarter Stiftskirche das Jahr 1981.

Im übrigen, meinen Entschluß für den Stuttgarter Jugendchor tätig zu sein, habe ich nie bereut. Ich habe viele schöne und interessante Jahre erlebt, vor allem waren es die Begegnungen mit fremden Kulturen und den vielen Menschen, die mein Leben bereicherten.

Margret Frölich

 

1982

Das Jahr 1982 stand ganz im Zeichen einer neuen internationalen und trotzdem ganz persönlichen Beziehung. Vom 20. bis 22.05.1982 besuchte uns zum ersten Mal der Jongerenkoor Jekaha aus Heksenberg-Heerlen. Und weil sich die beiden Chöre sofort sympathisch waren, wurde bereits beim ersten Treffen ein weiteres Treffen in Holland vereinbart, welches dann vom 29.10. bis 01.11.82 in der Abtei Rolduc stattfand.

Dort wurde für mich ein Traum wahr: Mit 3 netten Chormädchen im Aufzug stecken bleiben! Eine wahrhaft schweißtreibende Angelegenheit, denn ich durfte meine reizenden Begleiterinnen nacheinander durch den Notaustieg im Deckenbereich des Aufzugs schieben.

Viele weitere Kontakte zwischen den beiden Chören bewiesen, daß internationale Freundschaften durchaus herzlich sein können. Und wer behauptet, daß bei den Männern des Stuttgarter Jugendchores hörbar aufgeatmet wurde, als Jos am 8. September 1984 in Heksenberg seine Astrid heiratete (wobei natürlich der Jugendchor kräftig mitfeierte) und damit ein charmanter Gegner den Ring verließ, der übertreibt vielleicht ein bißchen.

Ulrich Witzlinger

 

1983

25.07.- 07.08.83: Die Reise der Hüte

Der Jugendchor in Israel, das war die Reise der Hüte. Es ist zu raten, Mützen, feste Schuhe und Badesachen nicht zu vergessen, so stand´s schon weitblickend im Reise-Programm. Und keiner kann sagen, daß sich die Chormitglieder nicht kooperativ und phantasievoll gezeigt hätten.

Der damenhaftere Teil der Reisegesellschaft (z.B. Margret Bähr, Rose Laechele, Maren Ferchoff, Regina Berkenheger) wählte die Variante Strohhut mit Krempe und Flatterband. Sportlich und praktisch dagegen der Schlabberhütchenlook, den u.a. Herbert Bähr und Familie Koch-Sommer ausgesucht hatten.

Keine Kirche, vor der sie nicht wie von Zauberhand derartige Teile in bleu oder blaß zu Tage förderten. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Tel Aviv und Jerusalem mit seiner Klagemauer, der Via Dolorosa und dem Felsendom, das Tote Meer mit der Festung Massada, Caesarea, Akko und Nazareth - Israel war echt beeindruckend. Doch was sind nach fast 15 Jahren Steine gegen die Erinnerungen an modische Prunkstücke wie die selbstgehäkelten Partnerhütchen, die Sabine Zalter nebst ihrem frisch geehelichten Peter Kramny mit sich führte. Weit weniger sorgfältig hatte indes Christine Banhart ihren Koffer gepackt. Weder Mütze noch Badesachen waren komplett, ja es fehlte gar an einer Bademütze. Im Kibbuz Neve Ilan, unserer ersten Station, lieh sie sich deshalb meine, verlor sie indes umgehend im Eifer der Wasser-Reiterspiele. Weshalb sie die restliche Zeit der Reise sämtliche Teilnehmer mit der Frage Hosch du dr Jutta ihr Badkap gsea? verfolgte.

Übrigens, und alle Mitreisenden werden´s bestätigen: Wir haben auch gesungen. Und das bei Konzerten, bei denen es nur so tropfte (nicht weil das Publikum vor Rührung Tränen verdrückte, sondern weil´s so heiß war), aber auch auf dem Flughafen, vor jedem Monument, Museum, Stein, Gedenktafel, in jedem Park mit mindestens zwei Zuhörern hatten wir ein fröhliches Lamnatse´ach auf den Lippen. Sogar, wenn der ganze Mund noch von einer scharfen Falafel nur so brannte. Kurz und gut Israel 1983 war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Der Verlust der Badekap ist allerdings zu beklagen. Wahrscheinlich dümpelt sie noch heute im Pool in Neve Ilan.

Jutta Pöschko geb. Witzlinger

 

1984

Auftritte waren: Im März bei der Einweihung eines Altenheimes in Zuffenhausen und im April in der Kelter Cannstatt anläßlich des Kelterfestes des Gesangvereins Harmonie sowie im Juni im Rahmen der Stuttgarter Chortage in der Liederhalle. Rundfunkaufnahmen von diesem Konzert mit Interviews wurden am 29.07. in SüdfunkIII gesendet.

Im Juli sangen wir für ehemalige jüdische Mitbürger bei ihrem Besuch in Stuttgart, im September im Landespavillon, im Oktober in der Liederhalle für den Verein Naturschutzpark und im November beim Herbstball der Cannstatter Chorvereinigung im Kursaal, bei dem einige Jucorianer nicht nur gesungen, sondern auch paarweise bis in die Morgenstunden eine kesse Sohle aufs Parkett gelegt haben sollen. Das Probenwochenende für das Weihnachtskonzert fand im November auf Burg Wildenstein statt, bei dem es, bei einer Teilnehmerzahl von 39, unter anderem auch die Singfähigkeit für zwei Weihnachtskonzerte zu prüfen gab. Am 23. Dezember dann zum Abschluß des Chorjahres das Weihnachtskonzert in der Johanneskirche mit anschließender Feier im Johannes Gemeindesaal.

Gereist wurde: Im Juni nach Bärental im Elsaß zur Zeltfreizeit, im Dezember nach Holland mit Weihnachtskonzert zugunsten der renovierungsbedürftigen Kirche Heksenberg. Mit musikalischer Unterstützung des Juco haben geheiratet: Im September Astrid und Jos, Jekaha Holland, und im November Susi Richter im Allgäu.

Ansonsten: Der Vatikan ließ Mickey Mouse in die lateinische Sprache übersetzen, und einige Jucorianer griffen die schon früher einmal dagewesene Idee einer Chorzeitung wieder auf. Redaktionsschluß vom Notenblättle 1 war im Dezember 84. Der Rockn´Roll feierte in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag, der Schlager-Hit war Ich düse im Sauseschritt und zum Schluß der Blick auf die Mode - schlanke Silhouette, betonte Taille, breite Schultern, geschlitzter Rock zeigt Knie, schwarz/weiß/grau - macht klar, daß wir auch in diesem Jahr mit unserer Chorkleidung nicht ganz im Trend lagen.

Sabine Eckert-Nann

 

1985

16.-31.07.85
River Falls - New Ulm - Bancroft - St.Louis

Bestens vorbereitet, machten wir uns am Morgen des 16. Juli auf den Weg zum Stuttgarter Flughafen. Zum Abschied gaben wir noch ein Liedchen aus unserem Repertoire zum Besten (von dem kein Flughafen und keine Flugzeug-Crew verschont blieb).

Gewappnet mit deutschen Volksliedern, Bierkrügen, T-Shirts und Juco-Platten erreichten wir nach mehreren Zwischenstops (Zürich, New York, [Chicago], Minneapolis) mitten in der Nacht unser erstes Etappenziel River Falls/Wisconsin. Dort wurden wir von den Gastfamilien bereits erwartet und zu den Unterkünften chauffiert. Nicht jede war so glücklich über die Verteilung, aber andere traf es viel härter, so mancher Koffer hatte das Ziel Minneapolis verfehlt, und so mußten sie die erste Nacht in der Fremde ohne ihr geliebtes Kuscheltier verbringen. Zum Abschluß unseres Aufenthaltes bedankten wir uns mit einem Konzert in der Universität für die Gastfreundschaft.

Die nächsten Tage verbrachten wir auf dem Heritagefest in New Ulm/Minnesota. Hatten wir mal keinen Auftritt im Bierzelt bei Deutschburgern mit Sauerkraut und Prezels, besichtigten wir die Sehenswürdigkeiten der Umgebung, wie Herman the German und die Shells-Brauerei.

 

Weiter ging es in die Kornkammer Amerikas, nach Bancroft/Iowa. In nur zwei Tagen bewältigten wir ein Mammut-Programm: Angefangen vom Besuch einer Behinderten-Werkstatt, mehrerer Farmen, Baseball-Turnier, Grotto of the Redemption (das achte Weltwunder), die Stinston Prärie, ... . Mit einem Konzert verabschiedeten wir uns von den Gastfamilien.

Nach einer langen Busfahrt erreichten wir St.Louis/Missouri. Mit Auftritten beim Straßenfest und einem Kirchenkonzert erfreuten wir das amerikanische Publikum.

Viel zu schnell vergingen die Tage und das Ende der Reise rückte näher. Mit vielen neuen Eindrücken ging es zurück in die Heimat.

Karin Schaible

 

1986

16.-20.05.86
Über Pfingsten nach Fabriano und Rom

1986 stand keine große Reise für den Juco an, aber trotzdem haben wir viel zusammen unternommen. An Pfingsten ging es sogar bis nach Fabriano und Rom.

Als ich vom Erdbeben im September 1997 in Mittelitalien hörte, und die Bilder von Assisi im Fernsehen sah, habe ich deshalb gleich an Fabriano gedacht. Fabriano war und ist immer noch mein Bild von Italien. Damals war die größte Schlagzeile Tschernobyl. Man begann gerade das ganze Ausmaß der Reaktorkatastrophe zu begreifen. Wir sind während dieser Reise auch immer wieder daran erinnert worden, es gab z.B. kein frisches Gemüse oder Salat zum Essen.

Unser erster Ausflug ging nach Assisi. Wir hatten unsere Reiseplanung leider nicht mit dem Papst abgesprochen, der dort an diesem Wochenende mit den Führern der anderen Weltreligionen für den Frieden beten wollte. Deshalb konnten wir die berühmten Giotto Fresken nicht besichtigen. Eine Stadtbesichtigung von Fabriano, sowie die Frasassi-Tropfsteinhöhlen durften natürlich auch nicht auf unserem Programm fehlen.

Zweimal waren wir abends festlich zum Essen eingeladen. Herr Prümer kennt ja die halbe Stadt. Die Verständigung mit unseren italienischen Gastgebern war ohne Italienischkenntnisse gar nicht so einfach. Aber irgendwie hat es dann doch geklappt. Mir gefiehl Françoise Methode am besten. Sie meinte, daß das Spanische mit dem Italienischen näher verwandt ist als das Französische. Deshalb sprach sie Französisch mit Pseudo-Spanischen Endungen. Was die Italiener von diesem Kauderwelsch hielten, konnten wir leider nicht verstehen. Am zweiten Abend trafen wir auch einige italienische Jugendliche, die, wie sich herausstellte, im Chor in Fabriano sangen. Wir vereinbarten einen Gegenbesuch, der aber leider noch immer auf sich warten läßt.

Abends war dann unser Konzert im Stadttheater in Fabriano angesetzt. Es handelte sich um einen sehr großen Bau, mit vielen Logen auf mehreren Etagen. Klar, daß so ein Theater nicht voll werden konnte, aber den Zuschauern wurde in bekannter Herbert-Bähr-Manier ein bunt gemischtes Programm geliefert, mit genügend italienischen Songs, die eigens einstudiert wurden. Nach der Zugabe gab es dann für jede der Sängerinnen eine rote Rose.

Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Rom. Zuerst gab es eine Stadtführung, die auch den Petersdom mit einbezog. In einer Seitenkapelle haben wir dann ein Ständchen gegeben. Jetzt gehören wir auch zu den großen Chören, die in dieser so wichtigen Kirche schon Konzerte gegeben haben. Den Nachmittag und Abend hatten wir zur freien Verfügung. Ich erinnere mich dabei noch an einen schönen Bummel durch die Gassen, die Freude an einem lauwarmen Bier aus der Dose beim Forum Romanum, eine Straßenbahnfahrt (das kommt halt davon, wenn man mit Klaus-Peter unterwegs ist), einer Rast am Trevi-Brunnen (ohne Bad) und einen Abend, an dem wir noch ein wenig Trastevere unsicher machten.

Alles in allem war es eine sehr schöne Reise gewesen.

Myriam Kuppinger